Judo für den Fußballnachwuchs des TSV 1860 München

Wie binde ich diesen Gürtel? Warum ist der Anzug nur so hart? Was ist der Unterschied zwischen weißen und blauen Anzügen?
Diese Fragen, und noch viel mehr, hatten 18 junge Judoka als sie im Januar im Dojo von Großhadern zum ersten mal einen Judoanzug anlegten. Die Gruppe, die aus dreizehnjährigen Jungs bestand, war jedoch keine normale Anfängergruppe. Sie alle sind Leistungssportler – nur eben nicht im Judo. Es handelte sich um Nachwuchsfußballer des TSV 1860 München, die intensiv an ihrer Fußballkarriere arbeiten.
Dazu, dass 18 talentierte und motivierte junge Fußballer sich im Dojo einen Judoanzug überstreiften, kam es durch die Zusammenarbeit der Jugendabteilungen beider Vereine. Die „Junglöwen“, die bei 1860 bereits seit vielen Jahren Jugendarbeit und Nachwuchsförderung auf höchstem Niveau betreiben, kontaktierten Großhadern im Herbst 2016. Die Idee dabei war, die jungen Fussballtalente universaler auszubilden, Bewegungstalente zu sichten und auch den Gedanken zu vermitteln, dass nicht nur im Fußball Höchstleistungen hart erarbeitet werden müssen. Nachdem in der Vergangenheit bereits Kontakte zu Ringen und Boxen geknüpft wurden, kam im letzten Jahr die Idee auf, mit Judo eine Ergänzung zum Fußballtraining zu schaffen.

In Großhadern stieß die Anfrage sofort auf offene Ohren. „Das ist ein sehr interessanter Ansatz“ beschreibt Eric Rahn, Jugendtrainer in Großhadern, das Konzept. „Auch für mich ist es spannend einer Auswahl an durchweg sportlich talentierten Kindern die Grundlagen und Werte des Judosports zu vermitteln. Das ist anders als bei typischen Anfängergruppen, bei denen ein breites Spektrum an sportlichen Vorkenntnissen vorhanden ist“, führt er aus.

Nachdem beide Seiten sich einig waren, an 8 Terminen Judo für die Junglöwen anzubieten, stand im Januar das erste Training auf dem Programm. Nach der Einkleidung in Anzügen, die durch unsere hilfsbereiten Judo-Eltern bereitgestellt wurden, gab es die ersten Lektionen in „Gürtel binden“, „Angrüßen“ und „Fallschule“. Natürlich wurde in den nächsten Wochen dann auch Judo gelehrt, teils spielerisch, teils ernsthafter. Stets mit von der Partie waren Eric Rahn als Coach sowie unsere U15 Athleten und Athletinnen, die mit Rat und Tat zur Seite standen und sich von ganzem Herzen freuten etwas von ihrer Sportart vermitteln zu können.

Das Training wurde meistens dreigeteilt. Im ersten Teil war gemeinsames, oft spielerisches Aufwärmen angesagt. Danach wurden die Gruppen aufgeteilt, um ein für die Judo-Neulinge passendes Grundlagentraining anzubieten und gleichzeitig unserer U15 die benötigte Wettkampfvorbereitung für das Frühjahr anbieten zu können. Während der letzten Trainingsphase jedoch wurden dann wieder beide Gruppen gemischt um das gelernte im Randori anzuwenden. Hier konnten die „Junglöwen“ nun auch ihre Zähne zeigen und es ging durchaus ernsthaft zur Sache.

„Neben der universellen Bewegungsausbildung ist es für uns wichtig, die im Fußball benötigte Durchsetzungskraft im Zweikampf zu trainieren. Dafür sind Kontaktsportarten wie Ringen oder eben Judo ein guter Ansatz.“ erläutert Dominik Strauch, Jugendtrainer der Löwen, während sich die Kinder im Bodenrandori versuchen gegenseitig auf den Rücken zu drehen. „Wir haben schon in der Vergangenheit die Beobachtung gemacht, dass unsere Fußballer nach so einem Lehrgang deutlich weniger zaghaft sind und mehr Zweikämpfe für sich entscheiden können“ erläutert Strauch. „Auf der anderen Seite sind die Disziplin und der respektvolle Umgang miteinander beim Judo wertvolle Einsichten für unsere Truppe“ schließt er ab.

Nach Abschluss aller Termine Mitte März war es dann an der Zeit Bilanz zu ziehen. „Ja, es hat sich auf jeden Fall gelohnt“ resümiert Strauch. „Wir haben unsere Trainingsziele voll erreicht und auch den Kindern hat es sichtlich Spaß gemacht, obwohl man schon sehen konnte, dass mit unseren Fußballern tendenziell etwas ’schonender‘ umgegangen wurde“ führt er aus. Auch Eric Rahn zieht eine positive Bilanz: „Für mich war es eine neue Erfahrung und es hat Spaß gemacht. Schön war die Aufmerksamkeit mit der die Kinder beim Training dabei waren. Das Bewegungstalent der Fußballer war natürlich besonders ausgeprägt wenn es um Fußtechniken ging. Hier haben sie sehr schnell die Schrittkombinationen und Ansätze verinnerlicht“.

Ob es im nächsten Jahr erneut eine solche Kooperation geben wird? „Selbstverständlich! Das machen wir auch im nächsten Jahr wieder“ hört man als Antwort auf diese Frage bei allen Beteiligten. Schließlich war es auch schon dieses Jahr für alle Seiten ein Gewinn einmal etwas über den Tellerrand hinaus zu blicken.

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