Youth Exchange Bayerischer Judo-Verband – Maccabi Haifa

Noch müde, aber doch gespannt, trafen sich 12 BJV-Kids um 04.00 Uhr am Flughafen Erding und starteten zum Youth Exchange in Haifa. Michal und Gal, die Betreuer von Maccabi Haifa, empfingen unsere Gruppe am Flughafen von Tel Aviv mit einem Plakat und brachten uns direkt in den Judoclub, wo wir schon von den israelischen Jugendlichen und deren Eltern mit einem Buffet erwartet wurden. Nach einer kurzen Stärkung begannen sämtliche Nachwuchs-Judokas miteinander zu sprechen, zu spielen und hatten sichtlich Spaß. Innerhalb einer Viertelstunde waren beide Gruppen zu einer einzigen, internationalen Gruppe verschmolzen!

Wir wohnten alle jeweils in einer Familie, deren Judonachwuchs ebenfalls an diesem Austausch teilnimmt und waren dadurch über ganz Haifa und bis Tivon verstreut.

„Der 1. Tag: Nach dem Aufstehen wurde uns bei einer netten Busfahrt zum Toten Meer erklärt, wo wir hinfahren und was wir an diesem Tag machen. Nach dem Toten Meer (ca. 400 Hm unter dem Meeresspiegel!) haben wir gegessen und fahren nun nach Jerusalem. Dort sind wir als erstes zur Klagemauer gegangen. Uns wurde viel erklärt und wir sind jetzt um einiges klüger….Dann hatten wir ein paar Minuten Zeit um uns auf dem Bazar umzuschauen. Einige hatten das mit dem Feilschen noch nicht so gut raus und wurden abgezogen 😉
Danach sind wir richtig gut essen gegangen und haben gelernt, wie man Humus isst. Danach sind alle nach Hause gefahren und haben in ihrer Familie den Rest des Tages verbracht.“
(Yannick+Lucas)

„Am Mittwoch besuchten wir ein Ghetto-Fighter-Museum in der Nähe von Haifa. Besonders viel haben wir über Jugendliche in unserem Alter erfahren, denen in den brutalen Zeiten des 3. Reiches geholfen wurde zu überleben. Ich persönlich bin sehr erleichtert, dass es auch einige Menschen gab, die den Kindern geholfen haben, obwohl dies sehr riskant war. Besonders gingen uns die Spielsachen der toten Kinder ans Herz.

Anschließend fuhren wir zu einer Grotte an der libanesischen Grenze. Das Wasser war so klar, dass man auf dem Grund die Korallen sehen konnte. Daraufhin haben wir einen Film über Grotten geschaut, besonders interessant fand ich die Tiere, die in der Grotte leben.
Mir ist aufgefallen, dass wir Deutschen und die Israelis immer mehr zusammen unternehmen. Besonders oft lachen wir, wenn wir versuchen uns gegenseitig Deutsch bzw. Hebräisch beizubringen.
Danach hatten wir Judotraining, was für uns Deutsche allerdings viel zu heiß war.

Bei Sonnenuntergang trafen wir uns für ein Barbecue am Strand. Lustigerweise fanden die Israelis das Wasser sehr kalt, während uns Deutschen das Meer angenehm warm vorkam. Dann haben wir noch lange Fußball gespielt, bis man den Ball nicht mehr sehen konnte oder saßen am wärmenden Lagerfeuer.“
(Sonja+Lucie)

„Am Donnerstag haben wir eine Stadtbesichtigung in Haifa gemacht. Wir haben viel über die Geschichte gelernt, über die Gründung und Besetzung von Haifa. Danach haben wir noch einen alten Friedhof besichtigt, wo auch viele Deutsche begraben sind. Leider auch sehr junge Leute und Kinder. Es war ein sehr verwachsener Friedhof, aber wunderschön wegen der Blumen. Nach dem geschichtlichen Teil haben wir noch Mittag gegessen und sind dann zum Training gefahren. In der Pause danach haben wir alle zusammen Fußball gespielt. Am Abend wurden wir alle zum Grillen eingeladen und hatten viel Spaß beim Essen und verstecken spielen.“
(Amelie+Jule)

„Am Freitag nahmen wir zuerst an einem Spendenlauf teil. Dort sind wir ungefähr 1,5 Stunden gewesen. Ein paar von uns konnten nicht mitlaufen, da sie verletzt waren. Während dem Laufen versagte Sonjas Kreislauf uns sie fiel auf Emmas Bein. Das fanden wir schade, da sie erstens nicht mehr laufen und zweitens nicht mehr mit Judo machen konnte. Ich, Fabian, lief 6 Runden, das heißt 12 km. Es war ziemlich anstrengend, aber am Ende durfte ich nicht mehr laufen, da wir gehen mussten.
Dann konnten wir uns alle ein Eis oder Frozen Joghurt kaufen. Dies war sehr lecker.

Anschließend bauten wir die Judomatten auf und gingen schwimmen (yay). Das Schwimmen war lustig und hat Spaß gemacht, doch die Verletzten konnten leider nicht mit schwimmen.
Das Judotraining war anstrengend, da wir nur Randoris gemacht haben. Danach ist jeder zu seiner Gastfamilie gegangen.“
(Emma+Fabian)

„Am Samstag mussten wir mal wieder früh aus dem Bett, damit wir zum Kajaking fahren konnten. Die Autofahrt dauerte eine Stunde und war nicht sehr spannend, aber was danach kam war unglaublich spaßig. Wir wurden in Gruppen von 4-5 Leuten in die auf uns wartenden Schlauchboote gesetzt, in welchen wir dann 1,5-2 Stunden über einen Fluss (hab den Namen vergessen) fuhren. Jeder wurde mindestens einmal in das kalte Wasser geschubst und es wurde auch viel gelacht.
Später, am Nachmittag, durften wir nochmals ins Wasser – zur Flusswanderung. Diese hat ca. 1-2 Stunden gedauert und die Hauptbeschäftigung der Judoka war zum Großteil das Nassspritzen der Anderen.
Danach waren alle erschöpft und wir sind zu der jeweiligen Gastfamilie gefahren.“
(Philine+Samira)

„Auch unser letzter Tag begann relativ früh. Wir Deutschen trafen uns gegen acht an der Halle. Die Israelis hatten bereits wieder Schule und wie überall, schienen sie nicht darüber begeistert zu sein, deshalb hatten wir keine große Unternehmung vor. Wir fuhren mit dem Bus in die Stadt zu einer Mall, in der wir den Vormittag verbrachten. Die restliche Zeit bis zum gemeinsamen Abschiedsessen schlugen wir in den Gastfamilien tot.

Abgesehen von dem tollen Essen und gemeinsamen Spielen mit viel Spaß, wurde es am Abend noch einmal recht emotional. In Israel ist morgen ein internationaler Holocaust Gedenktag, das heißt der Abend davor ist für viele ein Moment, in dem man zur Ruhe kommt. Asaf, einer der Austauschpartner, hielt eine kleine Ansprache auf Hebräisch und es wurden Kerzen angezündet.
Wir sprachen noch ein letztes Mal über den Austausch und was uns besonders gefallen und bewegt hatte.
Zum Schluss hatten die Israelis sogar noch eine Überraschung für uns: jeder bekam ein T-Shirt mit einem Bild unserer Gruppe, auf dem alle unterschrieben.

Nach einem letzten Foto war dann auch leider schon der Moment des Abschieds gekommen. Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich sagen, dass es uns nicht leicht fiel. Denn wir lassen inzwischen nicht mehr flüchtige Bekannte in Israel zurück, sondern Freunde.
Es war eine viel zu kurze Woche voller neuer Erfahrungen. Ein Satz der heute im Zuge der Ansprache fiel, denke ich, fasst den Erfolg unserer Reise noch einmal zusammen: „Judo ist eine Sprache. Es ist weit mehr als nur ein Sport.“ In diesem Fall war es ein Weg die Distanz zwischen Deutschland und Israel zu überbrücken, denn wenn wir eines gelernt haben: trotz unserer schwierigen Vergangenheit können wir eine Zukunft haben. Denn wir haben mehr gemeinsam als uns trennt, auch wenn es „nur Judo“ ist.“
(Esther+Henning)

Das Tagebuch unserer Teilnehmer hört sich fast wie eine Urlaubsreise an, aber der Schein trügt. Wir hatten immer wieder alle zusammen Gesprächsrunden und klärten verschiedene Themen: „wie fühlt sich Angst vor Verfolgung an?“, „was ist wichtig, wenn ich flüchten müsste?“, „wer hat das schon mal erlebt?“, „warum haben die Deutschen jetzt weniger Nationalstolz als die Israelis?“, „wie geht das mit dem Judentum?“, „wie macht man das mit tiefer Religiosität?“……

Egal ob alt oder jung, ob Deutscher oder Israeli: wir hatten dadurch alle unsere nachdenklichen Momente und neue Erkenntnisse.
Wir Betreuer, Jens und Doris, waren nach den vielen guten gemeinsamen Gesprächen, sowohl mit den Betreuern als auch mit den Jugendlichen, den gemeinsam erlebten emotionalen Momenten und den neu geknüpften Freundschaften gespannt, wie es wohl mit einem letzten Gesprächskreis und mit dem Auseinandergehen klappen würde. Und tatsächlich wurde dieser letzte Abend richtig schwierig, da keiner ein Ende finden wollte.

Wir erhoffen uns für unsere Teilnehmer, dass sie alles in guter Erinnerung behalten können und die Kontakte möglichst lange bestehen bleiben. Nicht zuletzt werden wir dafür mit einem schönen Rückbesuch in unserem deutschen Sommer sorgen.
Toda raba an die Betreuer in Israel, vor allem Michal, Gadi und Rachel, aber auch an die Gastfamilien und die netten, aufgeschlossenen Gastkinder. Sie haben es uns sehr einfach gemacht Israel kennenzuzlernen. Toda raba an den Club Maccabi Haifa, der uns in allem unterstützt hat.

Vielen Dank an unsere 12 Kids, es hat mit euch sehr viel Spaß gemacht!
LEHITRAOT

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